Rezension über das Buch von Svenja Bunt und Sibylle Prins:
Ein gutes Leben und andere Probleme –
Ein Ratgeber von Psychiatrie-Erfahrenen für Psychiatrie-Erfahrene
Köln, BALANCE buch + medien verlag, 2018
Lust auf ein gutes Leben
"Willst du etwas wissen, frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten." Gelehrten-Ratschläge für Menschen mit psychischen Erkrankungen gibt es wie Sand am Meer. Die Perle eines Ratgebers aus Erfahrenensicht hat man bisher vergeblich gesucht. Zwei mutige Frauen haben jetzt diese Perle veröffentlicht. Die eine ist promovierte Philosophin und Sozialarbeiterin, die andere Referentin und Autorin – beide haben jahrelange Erfahrung mit psychischen Erkrankungen und mit der Psychiatrie. Ihr Anliegen: "Wir wollen Ihnen Lust auf ein gutes Leben machen: Wie kann ich mich so verhalten, dass es mir langfristig gut geht? Wie kann ich gut für mich sorgen? ... Drei Lebensbereiche spielen unserer Meinung nach dabei eine besondere Rolle: Alltagsgestaltung und Selbstmanagement, Beziehungsgestaltung, Arbeit und Beschäftigung." Ihre acht Hauptkapitel sind deshalb nicht, wie sonst oft, nach Krankheitsbildern geordnet, sondern lebenspraktisch angelegt. In den 36 Unterkapiteln finden sich keine "Beratungs-Schläge", die Autorinnen gehen behutsam vor, stellen Fragen, machen Angebote und Vorschläge zum eigenen Überprüfen auf Stimmigkeit. "Vielleicht könnte etwas auch für Sie funktionieren ...", zum Beispiel: Erste Hilfe bei schlechter Stimmung, der Notfallkoffer, ein Krisenplan, die Patientenverfügung, eine Behandlungsvereinbarung und vieles mehr. Sie selbst berichten offen – und auch mal kontrovers – aus ihrem Leben, andere Psychiatrie-Erfahrene werden in Vignetten zitiert. Am Ende der Kapitel finden sich zahlreiche weiterführende Hinweise. Das ist alles sehr unmittelbar in der Ansprache, gleichzeitig ernsthaft, humorvoll und elegant. Dichter am Leben geht es nicht mehr. Wie gesagt: Eine Perle! So etwas hat es bisher nicht gegeben.
Hartwig Hansen, Hamburg
Gekürzt erschienen in: Psychologie heute, 3/2019